Es war eine lange, seltsame Nacht – die Nacht, in der Justus im Flugzeug saß, irgendwo über dem Atlantik, auf dem Weg in sein großes Abenteuer. Für ihn war es der Start in ein Auslandsjahr in Kanada. Für mich war es die Nacht, in der ich kaum ein Auge zugetan habe.
Während er im Flugzeug schlief oder vielleicht einen Film schaute, kreisten meine Gedanken unaufhörlich. Wird bei der Einreise alles klappen? Hat er alle Dokumente griffbereit, das Study Permit, die Zollerklärung? Ich hatte ihm alles zigmal erklärt, aber nun musste er allein da durch.
Und dann diese kleinen, aber für eine Mutter so wichtigen Fragen: Wird sein Gepäck vollständig ankommen? Wird er nach dem langen Flug in Vancouver den Anschluss nach Fort St. John finden? Und werden die Gasteltern wirklich pünktlich am Flughafen stehen, um ihn in Empfang zu nehmen – mit einem freundlichen Lächeln, das ihm den Abschied von Zuhause ein kleines bisschen leichter macht?
Zwischen Stolz und Sorge schwankten meine Gefühle wie ein Pendel. Stolz, weil Justus den Mut hat, so weit wegzugehen, sich einzulassen auf etwas völlig Neues. Sorge, weil ich ihn zum ersten Mal wirklich loslassen musste – über viele tausend Kilometer hinweg.
Ich habe in dieser Nacht gelernt, dass das Loslassen nicht von einem Moment auf den anderen passiert. Es ist ein Prozess, der schon bei der ersten JugendBildungsmesse, der Auswahl von DoIt und mit dem Ticketkauf begann und nun, mit dem Fliegen über den Ozean, einen ersten Höhepunkt erreicht hat. Und während ich in Gedanken sein Flugzeug Schritt für Schritt über die Karte schob, wusste ich: Dies ist der Beginn von etwas Großem – für ihn, und auch für mich.
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